Der alliierte Luftangriff auf das Stauwehr Kembs-Märkt und das Kriegsverbrechen an vier alliierten Fliegern.

Bernd Hainmüller/Jost Grosspietsch, August 2019

Am 7. Oktober 1944 brachen um 13 Uhr 10 Lokalzeit 13 viermotori-ge Bomber Typ AVRO-Lancaster und 34 Mustang-Abfangjäger der Royal Air Force von der RAF-Basis in Woodhall-Spa, Lincolnshire, England, auf. Ebenfalls zum Einsatz kam eine Moskito-Maschine, die den Angriff dokumentieren sollte. Die Staffel Nr. 617 der be-rühmten „Dam Buster“ Einheit der Royal Air Force sollte einen An-griff auf das Rhein-Stauwehr Kembs-Märkt fliegen. Kurz vor fünf Uhr nachmittags an jenem sonnigen Samstag erreichte die Gruppe ihr Ziel. An Bord hatte jede Lancaster-Maschine eine einzige Bombe. Die sog. „Tallboy“- Bomben (rund 5,4 Tonnen schwer, davon 2,4 Tonnen hochbrisanter Sprengstoff sowie ausgestattet mit einem Verzögerungs- bzw. Langzeitzünder) wurde speziell zum Zerstören von Staudämmen eingesetzt. Die 617. Staffel – die „Dam Busters“ - hatte bereits in der „Operation Chastise“ 1943 u. a. die Eder- und die Möhnetalsperre schwer beschädigt. Der Angriff am 7. Oktober 1944 gegen das Stauwehr Kembs-Märkt war hingegen nicht besonders erfolgreich. Erst den letzten anfliegenden Maschinen gelang es, einen westlichen Pfeiler des Wehrs zum Einsturz zu bringen und ein Loch in den Damm zu reißen, durch das ein beträchtlicher Teil des Wassers des Stauwehrs abfloss. Der Pegelstand im Basler Hafenbecken 1 sank innerhalb kurzer Zeit um 2,20 m und ein Teil der Schiffe im Rheinhafen Basel sanken auf den Grund des Beckens. Der Schiffsverkehr rheinabwärts musste eingestellt werden. Der Angriff tagsüber im Tiefflug war angesichts der starken deutschen Abwehrartillerie, die rund um den Isteiner Klotz und dem Stauwehr Kembs stationiert war, ein risikoreiches Unternehmen, und so kostete es auch den Mitgliedern der Besatzung von zwei der beteiligten Lancaster-Bombern das Leben. Vier der 15 abgeschossenen Besatzungsmitglieder kamen aber nicht durch den Abschuss ums Leben, sondern durch ein Kriegsverbrechen, das nach bisherigen Recherchen vom NSDAP-Kreisleiter von Müllheim, Hugo Grüner verübt wurde. Dieser entzog sich durch seine Flucht aus einem britischen Internierungslager der Strafverfolgung bis heute. Tafeln am Stauwehr Kembs-Märkt (Abschussort) und in Rheinweiler (Hinrichtungsort) erinnern an die Opfer dieses Kriegsverbrechens.

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